
23.04.2025
Die Rolle der Brennweite in der Porträtfotografie
In der Porträtfotografie ist die Wahl der richtigen Brennweite entscheidend für die Bildwirkung. Sie beeinflusst nicht nur, wie das Gesicht des Modells dargestellt wird, sondern auch, wie der Hintergrund in das Bild integriert wird. Unterschiedliche Brennweiten ermöglichen es, die Atmosphäre eines Bildes gezielt zu steuern – von weiten, erzählerischen Kompositionen bis hin zu intimen, detailreichen Nahaufnahmen.
Während kürzere Brennweiten oft einen stärkeren Bezug zur Umgebung herstellen, bieten längere Brennweiten die Möglichkeit, das Motiv gezielt freizustellen und den Hintergrund verschwimmen zu lassen. In diesem Leitfaden betrachten wir die verschiedenen Brennweiten und ihre jeweiligen Stärken in der Porträtfotografie.

Kurze Brennweiten: 35mm oder weniger
Kurze Brennweiten bieten eine weitwinklige Perspektive und erfassen viel von der Umgebung. Sie sind besonders geeignet, wenn der Hintergrund aktiv in die Bildkomposition einbezogen werden soll. Dadurch lassen sich Porträts mit einem erzählerischen Charakter gestalten, bei denen das Umfeld eine zentrale Rolle spielt.
Neben der großen Bildtiefe ermöglichen kurze Brennweiten auch dynamische, lebendige Aufnahmen. Allerdings erfordern sie eine bewusste Wahl des Abstands zum Motiv, um Verzerrungen zu vermeiden. Besonders in der Street- oder Reportagefotografie sind sie beliebt, da sie eine natürliche Einbettung des Motivs in die Umgebung ermöglichen.
Eigenschaften und Wirkung:
Weite Perspektive: Durch den großen Bildwinkel wird viel von der Umgebung mit einbezogen, was besonders in der Reportage- oder Lifestyle-Fotografie vorteilhaft ist.
Bildtiefe: Kurze Brennweiten verleihen Fotos mehr räumliche Tiefe, da Vorder- und Hintergrund stärker voneinander getrennt erscheinen.
Verzerrung: Bei Nahaufnahmen kann es zu unerwünschten Verzerrungen kommen – Gesichtsproportionen wirken unnatürlich, die Nase erscheint überproportional groß, während die Ohren kleiner wirken.
Wann sollten kurze Brennweiten eingesetzt werden?
Storytelling-Porträts: Wenn die Umgebung eine zentrale Rolle spielt, beispielsweise in der Street-, Reportage- oder Reisefotografie.
Gruppenaufnahmen: Um mehrere Personen mitsamt Umgebung in das Bild einzubeziehen, ohne zu weit vom Motiv entfernt zu sein.
Dynamische Aufnahmen: In Situationen, in denen eine lebendige, weiträumige Bildkomposition gewünscht ist.
Tipp: Achten Sie darauf, das Modell nicht zu nah mit einem Weitwinkelobjektiv zu fotografieren, um unerwünschte Verzerrungen zu vermeiden.

Mittlere Brennweiten: 50mm bis 85mm
Diese Brennweiten gelten als die Klassiker in der Porträtfotografie. Sie erzeugen ein natürliches, harmonisches Bild, das dem menschlichen Auge entspricht, ohne Verzerrungen oder extreme perspektivische Veränderungen.
Eigenschaften und Wirkung:
Natürlichkeit: Das Gesicht wird realistisch und schmeichelhaft wiedergegeben.
Geringe Verzerrung: Im Vergleich zu kürzeren Brennweiten bleibt die Proportionierung des Gesichts nahezu unverändert.
Sanftes Bokeh: Durch die größere Brennweite entsteht eine angenehme Hintergrundunschärfe, wodurch das Motiv stärker in den Fokus rückt.
Flexibilität: Diese Brennweiten sind ideal für Kopfporträts, Oberkörperaufnahmen und Ganzkörperporträts gleichermaßen.
Wann sollten mittlere Brennweiten eingesetzt werden?
Für klassische Porträts: Wenn das Gesicht und der Ausdruck des Modells im Mittelpunkt stehen sollen.
Für Ganzkörperporträts: Wenn auch Kleidung und Accessoires harmonisch ins Bild eingebunden werden sollen.
Für natürlich wirkende Nahaufnahmen: Besonders für Lifestyle- oder Editorial-Fotografie, in der eine authentische Bildwirkung gefragt ist.
Tipp: Die 50mm-Brennweite eignet sich besonders gut für Fotografen, die mit Festbrennweiten arbeiten und eine vielseitige Option für verschiedene Porträtstile suchen.

Lange Brennweiten: 100mm oder mehr
Lange Brennweiten sind ideal für ausdrucksstarke Porträts mit starker Freistellung. Sie ermöglichen es, das Modell klar vom Hintergrund zu trennen, indem dieser in weicher Unschärfe verschwindet. Diese Brennweiten bieten eine sehr schmeichelhafte Darstellung des Gesichts, da sie perspektivische Verzerrungen minimieren.
Eigenschaften und Wirkung:
Kompression des Bildes: Das Motiv scheint näher am Hintergrund zu sein, was eine interessante Bildwirkung erzeugt.
Sanfte Darstellung des Gesichts: Die längere Brennweite sorgt für eine flachere Perspektive, wodurch das Gesicht weicher erscheint und eventuell störende Details im Hintergrund minimiert werden.
Intensive Freistellung: Der Hintergrund wird stark unscharf, was die Aufmerksamkeit voll auf das Gesicht oder den Ausdruck des Modells lenkt.
Wann sollten lange Brennweiten eingesetzt werden?
Für Headshots oder Detailaufnahmen: Wenn der Fokus auf den Gesichtszügen oder besonderen Details liegt.
Für stimmungsvolle Outdoor-Porträts: Besonders in der Natur oder mit ästhetischen Hintergründen, da diese durch die Unschärfe zu einem harmonischen Teil des Bildes werden.
Für ein elegantes, professionelles Erscheinungsbild: Lange Brennweiten erzeugen oft einen hochwertigen Look, der sich für Business-Porträts oder Editorial-Shootings eignet.
Tipp: Beim Einsatz von Teleobjektiven sollten Sie genügend Abstand zum Modell einplanen – das kann die Kommunikation erschweren, aber die Bildwirkung ist oft beeindruckend.
Egal, ob Sie natürliche Porträts mit 50mm oder kunstvolle Nahaufnahmen mit 135mm aufnehmen möchten – jede Brennweite bietet kreative Möglichkeiten. Letztendlich ist es sinnvoll, verschiedene Brennweiten auszuprobieren, um herauszufinden, welche am besten zum eigenen Stil und zur Bildsprache passt.
Tipp: Arbeiten Sie mit verschiedenen Brennweiten, um ein Gespür für die unterschiedlichen Bildwirkungen zu entwickeln. Eine Brennweiten-Simulation per Zoom-Objektiv kann ebenfalls helfen, das ideale Setup für Ihre Porträts zu finden.
Fazit: Die richtige Brennweite für ausdrucksstarke Porträts
Die Wahl der richtigen Brennweite in der Porträtfotografie ist entscheidend für die Bildwirkung und den Stil Ihrer Aufnahmen. Jede Brennweite bietet ihre eigenen Vorzüge und Herausforderungen, die sich je nach Motiv und gewünschtem Ausdruck unterschiedlich auswirken.
Ob Sie eine dynamische Street-Fotografie mit 35mm, klassische Porträts mit 85mm oder kunstvolle Nahaufnahmen mit 135mm bevorzugen – jede Brennweite eröffnet neue kreative Möglichkeiten. Die beste Methode, um die ideale Brennweite für den eigenen Stil zu finden, ist das Experimentieren mit verschiedenen Linsen.
Tipp: Nutzen Sie ein Zoom-Objektiv, um verschiedene Brennweiten zu testen, bevor Sie sich für eine oder mehrere Festbrennweiten entscheiden. So können Sie gezielt herausfinden, welche Brennweiten am besten zu Ihrem Stil und Ihren fotografischen Anforderungen passen.
In diesem Beitrag erwähnte TAMRON-Produkte
11-20mm F/2.8 Di III-A RXD
Modell B060
20-40mm F/2.8 Di III VXD
Modell A062
35-150mm F/2-2.8 Di III VXD
Modell A058
28-75mm F/2.8 Di III VXD G2
Modell A063