Aufgewirbelter Staub während einer Tbourida-Vorführung

20.11.2025

„Stürzen und wieder aufstehen“ – Die Geschichte eines Bildes

Stories

„Stürzen und wieder aufstehen“ – Begegnung mit Olivier Unia, Gewinner der Sony World Photography Awards 2025

von Olivier Unia

Wir haben Olivier Unia auf dem „Salon de la Photo“ in Paris getroffen, sechs Monate nach seinem Triumph bei den Sony World Photography Awards 2025. Der französische Fotograf, der seit 17 Jahren in Marokko lebt, erhielt diese prestigeträchtige Auszeichnung für ein zutiefst bewegendes Bild, das während einer Tbourida aufgenommen wurde – einer spektakulären marokkanischen Pferdeshow.

Das Bild, aufgenommen mit dem TAMRON 35–150mm F/2–2.8 Di III VXD (Modell A058), hält einen schwebenden Augenblick fest: einen Reiter im Fall, umgeben von Staub und goldenem Abendlicht. Für manche eine Szene des Scheiterns — für ihn hingegen eine Metapher für das Leben: fallen, wieder aufstehen und weitergehen – „man muss mutig sein, um wieder aufzusteigen“.

Begegnung mit einem freien, aufrichtigen Fotografen, der stets bereit ist, das Flüchtige einer Emotion einzufangen.

Olivier, kannst du uns die Entstehung dieses außergewöhnlichen Bildes erzählen?
SONY WORLD PHOTOGRAPHY AWARDS 2025: Foto aufgenommen in El Arjat (Rabat, Marokko) von Olivier Unia im August 2024 mit dem TAMRON 35–150mm. Einstellungen: 92 mm, f/3,5 bei 1/1600, ISO 100. Olivier stellt sein Belichtungsdreieck manuell ein und nutzt den Back-Button-Fokus der Sony A7IV, um den entscheidenden Moment präzise festzuhalten.

Olivier, kannst du uns die Entstehung dieses außergewöhnlichen Bildes erzählen?

Die Tbourida stammt aus jahrhundertealten Traditionen, die tief in der marokkanischen Kultur verwurzelt sind. Ihr Name kommt vom arabischen tbaroud, das diese Vorführungen bezeichnet, bei denen Reiter koordinierte Angriffe reiten und gleichzeitig in die Luft schießen. Dieses spektakuläre Ritual verkörpert Mut, Beherrschung und das kriegerische Erbe der marokkanischen Reiter. Seit 2000 ist die Tbourida zudem ein regulierter Sport mit Wettbewerben in allen Regionen des Königreichs und inzwischen Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Für Fotograf*innen ist das ein intensiver Moment, alles passiert unglaublich schnell. Die meisten fotografieren die Pferde frontal, perfekt ausgerichtet, während die Reiter mit Schwarzpulver schießen – der Fokus liegt auf der idealen Synchronisation der Gruppe.

Ich hingegen war in einer anderen Haltung, etwas abseits, fast als eingeladener Beobachter. Ich wollte etwas anderes einfangen, einen Schritt zur Seite machen, aus dem gewohnten Rahmen heraustreten. Ich versuche bescheiden, einen eher künstlerischen als dokumentarischen Ansatz zu verfolgen. Genau da entfaltet das Foto vom „Sturz“ seine ganze Bedeutung. Es bricht ebenfalls mit dem üblichen Rahmen: Dort, wo man Stärke und Leistung zeigen soll, habe ich einen zutiefst menschlichen Moment festgehalten, eine Verletzlichkeit. Einige rieten mir sogar, es zu löschen — weil es kulturell oft als Scheitern gilt. Aber für mich gehört das Fallen zum Leben eines Reiters. Dieses Bild ist ein Symbol. Es steht für den Mut und die Kraft, wieder aufzustehen. Für mich ist es eine kraftvolle Metapher für Resilienz und Tapferkeit.

Du hast eine besondere Verbindung zu Pferden, stimmt’s? Kannst du uns mehr darüber erzählen?
TAMRON 35-150mm + Sony A7CR - 35mm - f/3,5 - 1/4000 - ISO 100

Du hast eine besondere Verbindung zu Pferden, stimmt’s? Kannst du uns mehr darüber erzählen?

Ja, das stimmt — das geht zurück auf meine Kindheit in der Bretagne, wo ich viel geritten bin, vor allem Springreiten (CSO). In meinem Club war ich sogar schon mit etwa 14 Jahren Trainer. Fallen gehört zur Ausbildung; man lernt, es nicht als Scheitern zu betrachten und seine Ängste zu überwinden. Diese Zeit hat mir geholfen, die besondere Beziehung zwischen Reiter und Pferd zu verstehen, und lehrte mich Resilienz. Diese beinahe symbiotische Verbindung spiegele ich gerne in meinen Pferdefotos wider.

Kürzlich habe ich einen Springreitwettbewerb der Longines Global Champions Tour (die 40 besten Reiter der Welt) fotografiert. Es ist unglaublich, wie sehr Pferd und Reiter miteinander verbunden sind — man sagt sogar, dass sich ihre Herzen während des Parcours synchronisieren. Ich wollte dieses emotionale Zusammenspiel mit meiner Kamera einfangen, und dieses intime Verständnis hilft mir dabei, diese Momente authentisch festzuhalten.

Warum verwendest du das TAMRON 35–150mm für solche Veranstaltungen?
TAMRON 35-150mm + Sony A7R3 - 35mm - f/5 - 1/400 - ISO 500

Warum verwendest du das TAMRON 35–150mm für solche Veranstaltungen?

Ich habe ein besonderes Verhältnis zu diesem Objektiv. Während der Covid-Zeit fasste ich den Entschluss, die Fotografie ernster zu betreiben. Ich war schon immer ein kleiner Technik-Nerd, und ein Testbericht von Damien Bernal zum 35–150mm überzeugte mich, es auszuprobieren. Ich erinnere mich, wie ich einen Freund in Frankreich bat, es sofort zu bestellen – eine gute Intuition, denn es war eines der wenigen verfügbaren Exemplare, bevor weltweit ein Lieferengpass kam.

Ich habe dieses Objektiv für meine erste Ausstellung „Street Photography“ in Rabat 2022 verwendet. Die Ergebnisse waren beeindruckend. Ich nutzte mein 24–70mm kaum noch — ich ging nur noch mit dem 35–150mm los, das bis f/2 öffnet. Es ermöglichte mir Perspektiven und Blickwinkel, die ich sonst nicht eingefangen hätte.

Was hat dich von diesem vielseitigen Ansatz überzeugt?

Ich möchte betonen, dass ich nicht nur Pferde fotografiere — meine Interessen sind sehr vielfältig (z. B. Street Photography, Konzerte usw.). Was für mich in allen Situationen zählt, ist Vielseitigkeit kombiniert mit Qualität — zwei nicht leicht zu vereinende Parameter, die dieses 35–150mm in einzigartiger Weise bietet. Ich kann etwa 98 % meiner Bilder ausschließlich mit diesem Objektiv machen. Die kreative Freiheit, die es mir gibt, ist entscheidend. In allen Themen, die ich fotografiere, ist Aktion zentral, das prägt meinen Stil am stärksten, und dieses Objektiv hilft mir, entscheidende Momente ohne Zeitverlust einzufangen.

Manche sagen, Festbrennweiten seien die beste Wahl — jeder hat seine Sichtweise, aber ich persönlich stimme dem nicht zu. Für mich zählt vor allem, den Augenblick einzufangen — ob sanft oder abrupt. Der Brennweitenbereich dieses Objektivs ermöglicht, solche Momente nicht zu verpassen. Statt Objektiv oder Kamera zu wechseln, kann ich dank dieses Zooms flüchtige Szenen sofort einfangen. Es hat mir ermöglicht, den Sturz des Reiters zu fotografieren — ein Moment, den ich sonst vielleicht verpasst hätte. Und genau diese Augenblicke sind für mich die wertvollsten.

Die Silhouette einer Kamelkarawane überquert in der Abenddämmerung eine orangefarbene Wüste, eine einsame Palme vor einem dunstigen Himmel.
TAMRON 35-150mm + Sony A74- 1/3200 - f/4,5 - ISO 125 - 102mm
Wie setzt du dieses Objektiv in der Street Photography ein?
TAMRON 35-150mm + Sony A74- 1/100 - f/5 - ISO 2500 - 150mm

Wie setzt du dieses Objektiv in der Street Photography ein?

In der Street Photography ist Spontaneität essenziell. Ich gehe umher, beobachte Gesichter und Ausdrücke, und sobald mich ein Moment, ein Blick, ein Gesicht berührt, mache ich sofort das Foto – manchmal, ohne die Person vorher zu warnen. Danach zeige ich ihnen das Bild, und wenn sie einverstanden sind, veröffentliche ich es.

Im Gegensatz zu klassischer Street Photography arbeite ich selten mit weiten Einstellungen. In den Ländern, in denen ich oft fotografiere, wird Street Photography nicht immer gut akzeptiert. Deshalb habe ich mich angepasst: Ich gehe näher ran, zoome, vermeide mehrere Personen im selben Bild, da jede einzelne ein möglicher Ablehnungsgrund wäre. Mit der Zeit wurde das zu einer Art „gestohlener Portraits“ im öffentlichen Raum.

Ein Beispiel: Einmal in Benin, nach einem Musikfestival, sah ich in der Dunkelheit eine Frau. Ohne Straßenbeleuchtung konnte ich ihr wunderschönes Gesicht kaum fotografieren — bis plötzlich, wie durch Magie, die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos für den Bruchteil einer Sekunde ihr Gesicht erhellten. Dann verschwand sie in der Menge. Später erkannten Freunde sie wieder: Sie war Moderatorin bei Canal+ International. Über soziale Netzwerke nahm ich Kontakt auf — sie liebte das Bild, und wir stehen immer noch in Verbindung. Bei meiner nächsten Reise nach Benin werden wir ein richtiges Shooting machen.

Dieses Objektiv ermöglicht es mir, schnell die Brennweite zu wechseln und die Emotion des Moments einzufangen, selbst bei wenig Licht. Es erleichtert Begegnungen und menschliche Verbindungen — und genau das ist für mich die Magie der Street Photography.

Was sind deine zukünftigen Projekte?

Ich habe mehrere laufende Projekte, darunter ein Buch, das zwei Jahre fotografischer Arbeit rund um die Tbourida dokumentiert, sowie neue Ausstellungen und Konferenzen. Da ich nun auch bei einer Bildagentur bin, entwickle ich Ideen für Reportagen und Dokumentationen. Ich möchte weiterhin Werke erschaffen, die auf menschlicher und ästhetischer Ebene Bedeutung haben. Das 35–150mm wird dabei zweifellos mein wichtigstes Werkzeug bleiben, um diese Augenblicke festzuhalten.

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